Eine Initiative der

Zauberhafte Klänge aus Wien

 
 
 
Strauss und mehr mit dem Ambassade Orchester bei Klassik an der Donau
 
 
Von Dr. Bernhard Stoffels
 
 
„Wien, oh Wien, nur Du allein!“ Diese Worte passen auf die Anfangsmelodie der langsamen Einleitung des „Kaiserwalzers“ von Johann Strauss – entsprechend der Praxis des 19. Jahrhunderts, Walzer mit Texten zu unterlegen. Dass Wien als europäische „Allzeit-Musikhauptstadt“ gelten kann, stellte das Wiener Ambassade-Sinfonieorchester unter Chefdirigent Gejza Jurth am Samstag bei Klassik an der Donau in Straubing meisterhaft unter Beweis.
Mit Tempo, Drive und exaktem Zusammenspiel entführte der Klangkörper mit Mozarts „Figaro“-Ouvertüre in die Hochphase der Wiener Klassik (1786). Der in Wien geborene Franz Schubert war Mozart-Fan, was seiner im Alter von 19 Jahren geschriebenen B-Dur-Sinfonie anzuhören ist. Gejza Jurth zeigte, wie man auch ohne Dirigierstab in intensiven Kontakt mit dem jungen Orchester treten kann, welches die Sinfonie klangschön und mit einer idealen Mischung aus Dramatik und Durchsichtigkeit gestaltete. Während das Andante für manchen Geschmack etwas ruhiger hätte sein können, überzeugte der 3. Satz mit einem schönen Gegenüber von zupackendem Menuett und schlicht-ländlichem Trio. Aus Joseph Haydns glücklicher Zeit als berühmter, freier Komponist in Wien stammt das im Jahr 1800 uraufgeführte Trompetenkonzert – geschrieben für die neuen Möglichkeiten der damals entwickelten Klappentrompete. Der junge Virtuose Filippo Lombardi begeisterte das Publikum auf der Ventiltrompete in Es mit Brillanz in den Kadenzen und den Höhen, differenzierten Klangwirkungen und sicherem Stilgefühl.Wenngleich er bei einigen kurzen Fanfaren-Einwürfen dem Orchester etwas voraus war, so geriet Lombardis intensive Gestaltung der Dynamik im langsamen Satz oder des „Ausrufezeichens“ der Reprise im 3. Satz packend – nach den Worten des Dirigenten ist Lombardi „der nächste Superstar“.
Der zweite Teil des Konzerts entwickelte sich nicht nur zu einer Feier des 200. Geburtstags von Johann Strauss jun. (inklusive einem spontan angestimmten „Happy Birthday“), sondern regelrecht zur Party: Mit flapsigem Understatement-Humor und Konfettikanonen hatte Gejza Jurth das Publikum sofort auf seiner Seite, und verschiedene Tanzpaare veranschaulichten, wie Walzer und Polkas des Meisters „in die Beine“ gehen. Doch auch rein musikalisch gesehen blieb nichts zu wünschen übrig: Schmissig, aber gleichzeitig elegant erklangen der „Radetzky-Marsch“ (J. Strauss sen.) und „Wien bleibt Wien“ (J. Schrammel). Die Schnellpolkas „Tritsch-Tratsch“ und „Elyen a magyar“ waren mitreißend und höchst sauber durchgestaltet, und Dramatik erfüllte die Auftrittsarie der „Czardasfürstin“ „Heia, in den Bergen“ (mit etwas viel Vibrato, mit starker Bühnenpräsenz: Ella Tyran, Sopran).Das Ambassade-Orchester unter Jurth verzauberte immer wieder mit Klangnuancen, etwa dem Gegenüber von Blechbläserfanfaren und vogelrufartigen Vorschlägen in „Auf der Jagd“ oder einem besonderen Abschnitt im majestätischen „Kaiser-Walzer“: Ein inniges Cellosolo vor dem Hintergrund von Hornklängen und einem wie aus der Ferne klingenden Streicher-Tremolo. Nach dem bravourösen Abschluss mit dem „Donau-Walzer“ zeigten die Ovationen des Publikums die Dankbarkeit für einen der schönsten Klassik an der Donau-Abende der vergangenen Jahre. Unter die Anfangstakte von „An der schönen blauen Donau“ des Jubilars Johann Strauss notierte einstmals ein großer (ebenfalls in Wien lebender) Komponist: „Leider nicht von Johannes Brahms“!
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